AWO Altenzentrum
Weilerswist
Aktuelles

aus dem AWO Altenzentrum Weilerswist

Projekt Sinnesgarten

Das AWO Altenzentrum Weilerswist erhält Auszeichnung als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt

Das Projekt „Sinnesgaten“ des AWO Altenzentrums  wird als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt im Rahmen des Sonderwettbewerbs „Soziale Natur – Natur für alle“ ausgezeichnet. Die Auszeichnung wird vorbildlichen Projekten verliehen, die mit ihren Aktivitäten auf die Chancen aufmerksam machen, die die Natur mit ihrer biologischen Vielfalt für den sozialen Zusammenhalt bietet.

Der Sinnesgarten

Ein Sinnesgarten ist ein Garten mit therapeutischem Anspruch, der die Sinne des Menschen anregen soll, Erinnerungen weckt oder aber auch zur Entspannung und zum Wohlfühlen beiträgt. Dazu werden die verschiedenen Sinne wie Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen angeregt. Vor allem für demenziell veränderte Menschen ist ein Sinnesgarten eine hervorragende Möglichkeit, die Sinne zu stimulieren und eine Steigerung der Lebensqualität zu erzielen.

Unser Sinnesgarten besteht seit 2003 und befindet sich in der Außenanlagen des AWO Altenzentrum Weilerswist. Wer durch die Glastür an der Rückseite des Altenzentrums nach draußen geht, betritt eine andere Welt. Die Wegeführung im Sinnesgarten verläuft immer in Schleifen oder Kreisen, sodass jeder Spaziergang automatisch wieder am Ausgangspunkt endet und ein Verlaufen ausgeschlossen wird.

Grundlage unseres Gartens ist einen selbständigen, alle Sinne anregenden und gefahrlosen Aufenthalt innerhalb des Gartens zu ermöglichen. Aber auch der passive Aufenthalt in diesem Bereich wird Ruhe und Entspannung gewährleisten und ein größtmögliches Maß an positiven Reizen bieten. Sitzgelegenheiten stehen dafür ausreichend zur Verfügung. Die Verbindung zwischen Mensch und Natur ebenso wie die Stärkung zwischenmenschlicher Beziehungen soll aktiviert werden. Jahreszeiten werden erlebbar gemacht. Orientierung durch die Verwendung von Laubgehölzen werden mit Austrieb, Blüte, Herbstfärbung und Laubfall die Jahreszeiten dokumentiert und die Erinnerung daran wach gehalten. Auch Stauden und Zwiebelblumen dürfen in einem Sinnesgarten nicht fehlen. Ziel ist ein Gartenjahr, das in jedem Monat ein etwas anderes Erscheinungsbild bietet. Elemente unseres Sinnesgartens sind beispielsweise: duftende Obstbäume oder Sträucher mit reifen Früchten, ein Strandkorb zum Verweilen, Klangsteine, eine Riesenlupe durch die man Pflanzen betrachten kann, Vogelhäuschen für verschiedene Vogelarten in Sichtweite und besondere Duftpflanzen wie Rosen etc. Seit 2019 haben wir ein Wildblumenbeet mit Insektenhotels, wodurch verschiedene Insekten noch mal mehr angelockt werden. Es ist wichtig für Menschen mit Beeinträchtigungen einen barrierefrei nutzbaren Garten anzubieten, der zum Erleben und Mitmachen einlädt. Der Sinnesgarten bietet Raum für die so genannte „Gartentherapie”, mit Hilfe derer geschultes Personal den Senioren Sinneseindrücke nahe bringt, das Gehirn trainiert und somit den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann. Durch die stetig steigende Lebenserwartung steigt auch der Anteil hoch betagter Menschen und solcher, die unter Demenz leiden. Maßnahmen, die den geistigen Verfall alter Menschen verlangsamen und ihnen Orientierung bieten, sind deshalb von großer Bedeutung. Es ist nachgewiesen, dass diese Ziele in hervorragender Weise durch den Aufenthalt im Freien und speziell im Sinnesgarten unterstützt werden können. Selbst Demenzkranke im fortgeschrittenen Stadium, die keine Erinnerung mehr an ihre eigenen Familienmitglieder haben, fühlen sich geborgen und sicher in der Natur. Die in manchen Phasen der Krankheit auftretende Unruhe wird deutlich gemildert, weil ein Garten für jeden Menschen einen so nachhaltigen Wiedererkennungswert besitzt, dass Ängste abgebaut werden und mehr Ruhe einkehrt.

Angehörige, Gäste oder auch unsere Mitarbeiter*innen nutzen, den Garten als Rückzugsort um zu verschnaufen. Zitat einer Altenpflegerin: „Wenn nichts mehr geht, gehe ich in den Garten”.

Am Gartenteich vor der Rosenlaube befindet sich eine geräumige Terrasse die von allen Bewohner*innen als Treffpunkt genutzt werden kann. Auch Betten oder Liegerollstühle finden hier Platz. Seit einigen Jahren gibt es dort in den Sommermonaten das Angebot „Frühstück mit Blick auf den Teich und Garten“, unter dem Motto: „Urlaub im eigenen Garten“, das vom Sozialen Dienst mit Unterstützung von Ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen umgesetzt wird. Es finden sich immer mehr Bewohner*innen ein, die gerne wie im Urlaub in geselliger Runde mit einem ausgedehnten, geschmackvoll zubereiteten Frühstück an einem liebevoll gedeckten Tisch sitzen möchten. Genauso wie beim Angebot: Kochen im Garten, ähnlich wie beim Camping oder im Schrebergarten, wo man zusammen das Essen vorbereitet und später zusammen genießt. Gemüse und Kräuter vom Hochbeet und auch die Früchte des Gartens werden dort verarbeitet. Es bleibt immer noch genügend über, was nicht geerntet wird für die Tier und Insektenwelt, die im Garten und Umgebung leben.

Am 23.09.2021 wurde der Garten in einer Führung von Sozialdienstmitarbeiterin Carola Cuti vorgestellt und die Auszeichnungen überreicht.

Mit diesem vorbildlichen Projekt wird ein deutliches Zeichen für das Engagement an der Schnittstelle von Natur und sozialen Fragen in Deutschland gesetzt. Neben der offiziellen Urkunde und einem Auszeichnungsschild erhält Lydia Heinle als Vertreterin der Einrichtung einen „Vielfalt-Baum“, der symbolisch für die Naturvielfalt steht. Ab sofort wird das Projekt auf der Webseite der UN-Dekade in Deutschland unter www.undekade-biologischevielfalt.de vorgestellt.

Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum von 2011 bis 2020 als UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen, um dem weltweiten Rückgang der Naturvielfalt entgegenzuwirken. Ein breit verankertes Bewusstsein in unserer Gesellschaft für den großen Wert der Natur ist eine wichtige Voraussetzung. Die UN-Dekade Biologische Vielfalt in Deutschland lenkt mit dem Sonderwettbewerb „Soziale Natur - Natur für alle“ den Blick auf die Chancen, die die Natur für den sozialen Zusammenhalt bietet. Ausgezeichnet werden vorbildliche Projekte an der Schnittstelle von Natur und sozialen Fragen, die zeigen, wie konkrete Maßnahmen praktisch aussehen.

Über die Auszeichnung von Projekten entschied eine unabhängige Fachjury, an der Vertreter/innen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen beteiligt sind. Die UN-Dekade Fachjury tagte zweimal im Jahr.

Der Begriff „biologische Vielfalt“ umfasst die Vielzahl der Tier- und Pflanzenarten sowie die Vielfalt der Mikroorganismen und Pilze. Einbezogen wird auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten, die sich bei Pflanzen in den verschiedenen Sorten wiederspiegelt und sich bei Tieren mit den Rassen verbindet. Aber auch die verschiedenen Lebensräume und komplexe ökologische Wechselwirkungen sind Teil der biologischen Vielfalt. Die Biodiversität ist Voraussetzung für das Funktionieren der Ökosysteme mit ihren verschiedenen Ökosystemleistungen.